Familienzuwachs – die Entthronung des Erstgeborenen

Wenn ein neues Familienmitglied zur bereits vorhandenen Familie hinzu stößt, kann es unter Umständen eine sehr emotionale Phase geben – mit vielen Höhen und Tiefen. 

Auch als bei uns der kleine Bruder geboren wurde, gab es eine aufregende Zeit und viele nervenaufreibende Situationen mit unserem Erstgeborenen. Mittlerweile hat es sich aber wieder gemildert. Wie auch du wieder Harmonie in euren Familienalltag bekommst und was du speziell für das Erstgeborene tun kannst, verrate ich dir hier im Beitrag.

Familienzuwachs – die Entthronung des Erstgeborenen

Die Geburt des Geschwisterchens ist für viele Kinder ein immenser Umbruch im familiären Gefüge. Hatte es bis jetzt doch Mama und Papa für sich alleine, kommt ihm von nun an nur noch geteilte Aufmerksamkeit und Fürsorge zu. Kaum ist das Geschwisterchen da, muss fortan vor allem die Mama geteilt werden, ist sie doch die meiste Zeit am Stillen, Wickeln und Trösten. Das bedeutet hohen Stress, Schmerz und Frustration für das Erstgeborene. Niemand hat es gefragt, ob jemand neues “einziehen” darf. Es fühlt sich überrumpelt. Eifersucht kommt in ihm hoch.

Entthronung 5 Tipps

Wie fühlt es sich für das Erstgeborene an, wenn ein Geschwisterkind hinzu kommt?

Stell dir vor dein Partner bringt eine andere Frau mit nach Hause! Sie schläft von nun an mit in eurem Bett und benötigt viel Aufmerksamkeit und Zeit, die dir von nun an fehlt. Immer öfter musst du warten, dass auch deine Bedürfnisse befriedigt werden, denn zuerst ist jetzt immer die neue Frau an der Reihe, die auch noch häufig weint und Trost benötigt. Wut, Traurigkeit und Frustration machen sich bei dir breit und du weißt noch nicht damit umzugehen. Du fühlst dich weniger geliebt und weißt nicht, wie du deinen Gefühlen Ausdruck verleihen sollst, ziehst dich entweder zurück oder wirst aggressiv der neuen Frau gegenüber. Dafür wirst du ausgeschimpft. Du fühlst dich dadurch noch weniger geliebt und gesehen, als so schon. Ein Teufelskreis beginnt. So in etwa fühlt sich dein Erstgeborenes. Es hat große Verlustängste, vor allem dir als Mutter gegenüber! 

Familienzuwachs Entthronung

Kinder müssen erst lernen mit diesen, teils heftigen Gefühlen umzugehen. Gerade, wenn sich Kinder in der Autonomiephase und der emotionalen Entwicklung befinden, ist es hilfreich, Verständnis zu zeigen und das Kind mit seinen Gefühlen zu sehen, ernst zu nehmen und aufzufangen. Darüber habe ich ausführlich in meinem Beitrag: Autonomiephase und emotionale Entwicklung – wenn zwei Entwicklungsphasen aufeinanderprallen geschrieben. Dein Kind hat Angst und ist verunsichert, es weiß nicht, ob es immer noch geliebt wird, wie vorher. 

Wie du dein Baby schützen kannst!

Manche Kinder zeigen ganz klar die Überforderung durch diese neue Situation. Manche werden dann handgreiflich dem Baby gegenüber. Versuche bei Übergriffen das Baby ganz unaufgeregt zu schützen und die Grenzen klar und liebevoll zu artikulieren. Bleib in unmittelbarer Gegend, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Wenn du nicht die ganze Zeit auf Habachtstellung sein möchtest, dann kannst du dein Baby auch in die Tragehilfe packen und so ist es vor Übergriffen geschützt. Wir dürfen und müssen die Grenzen des Babys schützen und klar artikulieren, dass niemand verletzt werden darf. 

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Doch wie kannst du dafür sorgen, dass sich das große Geschwisterkind nicht zu sehr benachteiligt fühlt?

5 Punkte, die euch helfen in Verbindung zu kommen und zu bleiben:

  1. Beziehe es mit in die Pflege des Babys ein. Lass es das Baby wickeln, beim Baden helfen, Fläschchen geben oder beim Stillen mit kuscheln, dann fühlt es sich nicht ausgeschlossen.
  2. Verbringe Zeit mit ihm, wenn das Baby Mittagsschlaf macht – Exklusivzeit! Spielt etwas, was euch beiden Spaß macht, denn wenn du darauf eigentlich keine Lust hast, bist du wahrscheinlich mit deinen Gedanken schnell woanders. Spielt etwas, was die Bindung stärkt – Bindungsspiele können helfen, die Bindung aufrecht zu erhalten und schaffen somit mehr Kooperation und Nähe.
  3. Habe Verständnis für neue Verhaltensweisen, wie: Regression. Regression bedeutet, dass dein großes Kind einen Rückfall in babyhaftes Verhalten macht. Dieses Verhalten wird nicht für immer so bleiben. Es ist lediglich ein Hilferuf auf den du liebevoll reagieren darfst. Dein Kind möchte auf sich aufmerksam machen und sucht so deine Fürsorge. Aggressionen. Manche Kinder werden aggressiv. Versuche die Gefühle deines Kindes zu spiegeln: “Du bist wütend/traurig/enttäuscht, dass ich gerade so wenig Zeit für dich habe!”, oder “Ich sehe, dass du traurig bist, du fühlst dich benachteiligt, was kann ich für dich tun, was brauchst du?”.
  4. Und auch wenn dir das vielleicht schwer fällt, Beschimpfungen, Strafen oder Vorwürfe bei Aggressionen gegen das Baby sind kontraproduktiv. Nimm dein Kind trotzdem in den Arm oder auf den Schoß und zeige ihm deine Liebe, denn sonst neigt dein Kind wahrscheinlich später dazu, durch Übergriffe auf das kleine Geschwisterchen auf sich aufmerksam zu machen, frei nach dem Motto “Lieber negative Aufmerksamkeit, als gar keine!”
  5.  Schenke deinem großen Kind vor allem: die Sicherheit, dass es noch geliebt wird; Geborgenheit, um sich wohl zu fühlen und Nähe, um sich zu beruhigen.


Wenn du diese 5 Punkte beherzigst, zeigt das deinem Kind, dass es immer noch geliebt, wertvoll, willkommen und angenommen wird, so wie es ist! Mit viel Liebe, Zuneigung, Verständnis und Körperkontakt gerade in den ersten Monaten nach der Geburt des Geschwisterchens lassen sich viele Konflikte lösen oder sie entstehen erst gar nicht. 

Familienzuwachs

So kann eine richtig gute Geschwisterliebe wachsen. Dass heißt nicht, dass es nie Konflikte oder Geschwisterrivalitäten geben wird, aber deine Kinder werden sich geliebt und gesehen fühlen. Hierzu möchte ich dir passend zum Thema das Buch von Nicola Schmidt „Geschwister als Team: Ideen für eine starke Familie.„* empfehlen. 

Achte auf dich – Selbstfürsorge im Alltag!

Um angemessen liebevoll auf deine Kinder reagieren zu können solltest du auch darauf achten, gut für dich selbst zu sorgen. Denn nur wenn es dir gut geht, kann es deinen Kindern auch gut gehen. Bist du entspannt, kannst du gelassener auf Konflikte reagieren. Sorge also, wenn möglich, für Zeiten, in denen du dich entspannen kannst. Dabei kann dir dein Partner helfen, eine gute Freundin oder deine Verwandtschaft. Sie können beispielsweise nach den Kindern schauen, damit du in Ruhe eine Dusche nehmen kannst, dir Essen bringen oder mit im Haushalt helfen. Du kannst auch mit anderen Mamas ein Mütterteam bilden und euch gegenseitig bei der Betreuung der Kinder unterstützen. Wie das geht kannst du im Beitrag Wie du dir mit einem Mütterteam das Leben leichter machen kannst“ nachlesen.

Spür in dich hinein. Was brauchst du, um genug Kraft für den doch manchmal anstrengenden Alltag mit Kindern zu haben? Öffne dich und sprich über deine Bedürfnisse, denn niemand kann sie erraten – du kennst sie am Besten! Gerade in der ersten herausfordernden Zeit – und im Wochenbett – kann Unterstützung von außen ein Segen sein.

Welche Erfahrungen habt ihr nach der Geburt des Geschwisterchens gemacht? Schafft ihr es auf die Bedürfnisse eurer Kinder einzugehen?

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