Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden

In diesem Beitrag möchte ich einfach mal schildern, welche Erfahrungen wir als Eltern bisher mit Hellersdorfer Ärzten machen mussten. Die uns stark verunsicherten. Wütend machten. Und wie wir uns von dem Druck der Ärzte auch wieder lösen konnten.

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden

Da steht er vor uns. Mit seinen weißen Haaren. In seinem weißen Kittel. Sieht mich abschätzig an. Grinst süffisant. Legt jedes meiner Worte auf die Goldwaage.

„Beim Kleinen ist es jetzt immer so, dass…“, erkläre ich dem Kinderarzt. Ich muss ja jetzt nicht so tief ins Detail gehen. Es gab einfach Probleme beim Stuhlgang. Denke, das reicht als Hintergrundinfo.

Seine Antwort darauf:“IMMER?“

Ich:“Naja, seit …“

Arzt:“Ach! Erst ist es „IMMER“, jetzt nur noch „SEIT“ …“

Als ich diese Korinthenkackerei über mich ergehen lasse und lieber schweige, kommen wir endlich zur Problembehandlung. Die lautet aber so ganz anders als vermutet. Der Arzt schaut sich kurz alles an und schiebt dann alles auf – na, was wohl? – die Milch. Muttermilch.

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden - Doktor im weißen Kittel

In ganz seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Milch – ich rede hier nicht von Kuhmilch oder sonstwas, ich rede von Muttermilch – dieses Problem auslöst. Ich soll abstillen, heißt es einfach. Ist ja eh Zeit. Der Kleine ist immerhin schon über 1 Jahr alt!

Zweite Meinung einholen

Und dann sind wir aus der Praxis raus und ich will das nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Ich will eine zweite Meinung, ehe ich so einen riskanten Schritt wage.

Vorzeitiges Abstillen – obwohl der kleine Mann ohne Schnuller aufwächst – bedeutet Stress. Für alle. Und das nur auf Grundlage einer Annahme eines Mannes mit Doktortitel und weißem Kittel.

Mein Mann will dem Arzt Glauben schenken. „Du suchst dir doch nur so lange eine weitere Meinung, bis du endlich jemanden gefunden hast, der dir sagt, was du hören willst.“, meint er. Ja, kann sein. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass ICH Recht habe. Und nicht der Kinderarzt. Ob unsympathisch oder nicht, spielt keine Rolle.



Das finde ich auch immer gut: Wenn man dem Arzt nicht ganz vertraut und unsicher ist, holt man sich eine zweite Meinung ein.

Ich klapper also an einem Tag mit meiner Schwiegermutter die Praxen ab. In der Hoffnung, dass uns irgendjemand ran nimmt. Denn das Problem ist nach wie vor da. Und der kleine Mann tut uns Leid. Wir wollen helfen.

Irgendwann stoßen wir dann auch auf eine Kinderarztpraxis. Zwar auch in Hellersdorf, aber immerhin ist es eine Frau Doktor. Kann ja nicht schaden. Die wird das mit dem Stillen bestimmt anders sehen.

Aber Hellersdorf ist anscheinend voll vom veralteten Wissen und Leuten, die meinen, Ahnung zu haben. Nur leider haben sie keine Ahnung. Die Ärztin rät mir genau das gleiche. Ich soll abstillen. Das brauchen die in dem Alter eh nicht mehr. Und wenn er dann mal nachts schreit, dann muss er da halt durch und dann ist das Thema auch erledigt.

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden - Ärztin

Ich war schockiert! Nicht nur, dass mir geraten wird, mein Kind abzustillen, ohne irgendwelche auf Testergebnissen beruhenden Beweise. Nein. Jetzt sagt man mir noch, WIE ich abzustillen habe. Dass ich hart bleiben soll. Dass ich mein Kind schreien lassen soll. Jetzt sind sie nicht nur Kinderärzte, sondern gleichzeitig noch Erziehungberater. Und dazu noch schlechte! Ich sage der Ärztin, dass ich mein Kind ganz sicher nicht schreien lassen werde. Und verlasse missmutig die Praxis.

Meine Schwiegermutter fand das total einleuchtend, was die Ärztin da von sich gegeben hatte. Dass sich der Stoffwechsel des Kindes ja gar nicht beruhigen kann in der Nacht, da er ja ständig in Arbeit ist.

Ich persönlich habe keine Ahnung von Medizin. Ich habe das nicht studiert. Oder irgendwelche Fachbücher dazu gelesen. Deshalb gehe ich ja zum Arzt. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass etwas, was die Natur erschaffen hat, schlecht für mein Kind sein soll. Das ist für mich absolut unlogisch und nicht nachvollziehbar. Da kann man mir mit noch so vielen klugen Argumenten kommen. Wenn mir mein Bauch und vor allem mein Kind sagen, dass das so, wie wir es bisher machen, gut ist, dann breche ich das nicht abrupt ab.

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Es muss nicht bei jedem Kind helfen, was wir gemacht haben. Aber bei uns hat sich das Problem von selbst gegeben. Ohne abstillen. Wir haben unserem Sohn einfach Zeit gegeben.

Was bedeutet das im Klartext? Sonst haben wir ihn immer abgehalten, wenn er mal musste – ob groß oder klein. Jetzt wollte er nicht mehr abgehalten werden, sondern machte lieber in die Windel. Vielleicht, weil er eine angenehmere Position für sich fand, ich weiß es nicht. Und nach ein paar Wochen war das Problem weg.

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden - Mutter und Kind halten Hand

Und ich bin stinksauer auf die Ärzte, die einfach immer gern den schnellen Weg gehen wollen und alles auf die Muttermilch schieben. Er wird noch gestillt? Na kein Wunder, dass er das hat! Sie schlechte Mutter, Sie! Geben Sie ihm gefälligst Kuhmilch! Oder Pulvermilch! Und’n Schnuller! Der arme Junge!

Das ist ja das Irrwitzige an der ganzen Sache. Es ist total normal, dass Babys und Kinder in Kinderbüchern einen Schnuller im Mund haben. Es ist völlig ok für unsere Gesellschaft, dass wir lieber die Muttermilch einer Kuh bevorzugen, unsere eigene Muttermilch aber als eklig oder nicht nährstoffreich genug ansehen. Natürlich gibt man seinem Kind nach dem 1. Jahr Pre-Nahrung. Als ob das nötig wäre… Aber von mir aus sollen das alle so machen, wenn sie das für richtig halten. Aber mir dann weiszumachen, meine Muttermilch sei schlecht oder nicht gut genug für mein Kind, das geht zu weit.


Völlig verunsichert

Eines Tages waren wir bei einer Hellersdorfer Zahnärztin. Mit Zahnarzthelferin oder wie auch immer man diesen Beruf nennt. Unser Sohn hatte vorne an den Schneidezähnen Verfärbungen. „Karies!“, hieß es. „Sofort abstillen!“

Auf meine Nachfrage, wie ich das schaffen soll, er hat keinen Schnuller und ist es nunmal gewöhnt, an der Brust einzuschlafen, meldete sich die Zahnarzthelferin zu Wort. Er braucht einen Schnuller (also einen Brustersatz – mehr ist ein Schnuller nicht). Und ja, die anfänglichen Nächte werden schwer (übersetzt heißt das, er wird heulen und schreien und weinen und die Welt nicht mehr verstehen), aber er wird sich daran gewöhnen (in meinen Augen eher resignieren).

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden - Baby mit Schnuller im Mund

Als wir auch aus dieser Praxis gingen, fragte mich mein Mann, was ich jetzt machen will. Und ich war wirklich fertig. Es waren jetzt schon 3 Ärzte, die Muttermilch als schädlich bezeichneten. Hatte ich Unrecht? Ist Stillen doch „schlecht“? Es können sich doch nicht so viele Ärzte auf einmal irren.

Ich war total niedergeschlagen. Schnuller kaufen. Welchen? Wie viele? Wie würde der kleine Mann darauf reagieren? Was, wenn er den nicht will? Wie werden die Nächte? Ich war echt verzweifelt.

Rückhalt

Mein Mann bekam das natürlich mit. Und setzte sich gleich, als wir zu Hause waren, an den Computer und recherchierte. Ich rief Leute an, von denen ich wusste, dass sie meine Meinung teilten. Ich brauchte Rückhalt. Musste Mut fassen. Kraft tanken. Ich telefonierte ewig mit meiner Schwägerin und mit meiner Schwester.

Und dann stieß mein Mann auf endlos viele Beiträge zum Thema Stillen und Karies. Die Vorteile des Stillens. Auch des Langzeitstillens. Meine Schwester bombardierte mich mit Studien zum Stillen und verlinkte mir tolle Seiten. Gierig verschlang ich jeden einzelnen Artikel. Und fand wieder zu meinem Bauchgefühl. Auch mein Mann, der anfangs noch die Meinung der Ärzte teilte, war wieder auf meiner Seite.

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden - Bücher lesen

Und jetzt, da ich wieder ich bin und wie ich denke, denke ich mir: Wie viele Eltern wurden und werden noch immer so verunsichert? So falsch beraten? Und das auf Kosten der Babys, Kleinkinder, Kinder? Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Und will es auch gar nicht. Denn das Leid, das so vielen angetan wird, ist unerträglich für mich.

Und nein, das ist nicht übertrieben, wenn ich von Leid spreche. Wenn man sein Kind vorzeitig abstillt, obwohl es nicht bereit dazu ist, ist es Leid, was ihm da angetan wird. Und auch der Mutter. Denn die denkt, sie macht das Richtige, hört auf den Arzt, und zieht die Sache knallhart durch. Immer mit diesem Stich im Herzen, der ihr sagt, dass es falsch ist. Aber sie will nur das Beste für ihr Kind und macht eigentlich genau das Gegenteil. Und all das Leid könnte uns erspart werden, wenn es solche Ärzte wie die oben beschriebenen nicht gäbe.

Aber so wird es immer bleiben, denke ich. Es wird immer Ärzte mit diesen veralteten Vorstellungen geben. Und auch Menschen, die keine Ärzte sind, werden uns immer und immer wieder verunsichern. Weil sie mit gefährlichem Halbwissen durch die Gegend laufen und ihre Meinung kundtun. Weil sie einfach keine Ahnung haben, aber denken, sie hätten Ahnung. Und statt einfach diese Meinung für sich zu behalten, drücken sie sie uns auf und wollen, dass wir uns ändern.

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Fazit

Zusammenfassend bleibt mir also nur noch Folgendes zu sagen:

  1. Ich höre auf die Signale meines Kindes. Wenn es nicht bereit für das Abstillen ist, werde ich nicht abstillen.
  2. Ich werde nicht nur auf mein Kind, sondern weiterhin auf mein Bauchgefühl hören.
  3. Ärzte wissen viel, aber eben auch nicht alles. Sie sind auch nur Menschen. Und Menschen machen Fehler. Oder lassen sich von der allgemein herrschenden Meinung leiten. Wie sie aufgewachsen sind, spiegelt sich teils auch in ihren Ratschlägen wieder.
  4. Deshalb höre ich mir trotzdem gern an, was für Empfehlungen der Arzt gibt. Kann ja auch sein, dass ich mich irre. Aber dann nehme ich mir die Zeit und recherchiere, ob das wirklich so stimmt, oder vielleicht noch dem Wissen aus Zeiten des Kalten Kriegs entstammt.
  5. Rückhalt ist wichtig! Und wenn es nur eine Person ist. Hätte es meine Schwester, Schwägerin oder letztendlich auch meinen Mann nicht gegeben, wer weiß, ob ich nicht doch nachgegeben und dem Ratschlag der Ärzte gefolgt wäre.

Wie Eltern durch Ärzte verunsichert werden - herzliche Umarmung

6. Hellersdorf ist für uns kein Bezirk, in dem wir aktuelles Wissen von den Ärzten mehr erwarten. Wir fahren jetzt lieber länger mit dem Auto, als uns nochmal so                verunsichern zu lassen. Dann lieber zu einem weit entfernten Arzt, der dann aber auch wirklich helfen kann.

Hattet ihr auch schon solche Erlebnisse mit Ärzten?

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