04.06.2016, Samstag, und unser 3. Tag beim Babyschwimmen im Unfallkrankenhaus Berlin.
So viel wie heute hat unser kleiner Mann noch nie beim Schwimmkurs gelacht und geplanscht!
Warum unser Kurs dann doch noch mit einer Menge Tränen und aufgeregtem Schluchzen endete, erfahrt ihr im Folgenden.
Babyschwimmen – 3. Tag
Von den letzten Besuchen im UKB habe ich ein wenig dazugelernt, weshalb ich diesmal nur halb so vollgepackt ankam. Ist es nicht der Wahnsinn, was man alles an Klamotten und Zeugs für sein Kind mit sich herumschleppt? Aber das mal nur so am Rande…
Wir waren etwas früh dran und konnten noch die kleinen Wasserratten, die vor uns dran waren, beobachten. Mein Sohn hielt es vor Freude schon gar nicht mehr auf meinem Arm aus, wackelte aufgeregt mit den speckigen Beinchen und zeigte immer wieder in die Halle, in der die Eltern ihre Kinder gerade durch das Wasser zogen und hochhoben.
Und irgendwann hatte das Warten dann ein Ende und wir durften die Halle betreten. Wir duschten uns schnell ab und dann ging es auch schon ins schöne warme Wasser, wo uns die Kursleiterinnen freundlich begrüßten (und inzwischen sogar schon unsere Namen drauf hatten!). Auch mein Sohn war Feuer und Flamme, als er die Leiterinnen sah und grinste sie an.
Dann wurden noch schnell die Schwimmflügel angezogen und der Kurs konnte beginnen.
Singkreis
Wer die ersten beiden Schwimmkurse von uns bereits gelesen hat, der kann sich sicherlich noch an den Singkreis erinnern, den ich anfangs etwas seltsam fand. Aber mittlerweile hatte ich mich an dieses Begrüßungsritual gewöhnt und sang fröhlich mit. Auch die Handgriffe waren jetzt einfacher für mich. Während wir sangen und im Kreis durch das Wasser liefen, konnte ich Oli schon mit einer Hand halten und mit der anderen die Spritzübungen mitmachen. Und da ich ein gutes Gefühl beim Halten hatte, war auch Oli entspannt und fröhlich.
Es freute mich, wie viel Spaß er hatte. Und auch eine Kursleiterin (nennen wir sie mal Tina) spaßte des Öfteren mit Oli herum und amüsierte sich mit ihm.
Jede Stunde etwas Neues
Wer denkt, dass beim Babyschwimmen immer dieselben Übungen durchgekaut werden, der irrt sich. Auch ich dachte das anfangs, wurde jedoch eines Besseren belehrt.
Wir bildeten gemeinsam einen Kreis und die 2. Kursleiterin (nennen wir sie mal Anke) war nun einen großen Wasserball in die Kreismitte. Jedes Kind durfte den Ball mal berühren und anstupsen (ob mit Fuß, Hand oder Kopf war egal) und zu den anderen Kindern stupsen. Diese Übung bereitete allen sehr viel Freude. Am liebsten hätte ich mit dieser Übung die ganze Stunde weitergemacht. Doch irgendwann war das Spiel vorbei und wir gingen zur nächsten Station über.
Heute waren an einem Beckenrand viele verschiedenfarbige Bausteine aufgebaut oder an eine Wand geklatscht. Auf der gegenüberliegenden Beckenrandseite wurden Eimer in den gleichen Farbtönen hingestellt. Die Übung bestand nun darin, dass sich das Kind einen Baustein auswählt, von dem Erwachsenen mit nur einer Hand durch das Wasser hin zu den Eimern befördern lässt und den Baustein dann in den Eimer, der die gleiche Farbe wie der Baustein trägt, wirft. Während wir die Kinder auf dem Bauch durchs Wasser transportierten, sollte der Baustein immer ein wenig nach vorn ins Wasser geworfen werden, damit die Kleinen sich anstrengen sollten, den Baustein zu erreichen und zu strampeln.
Und siehe da! Einige begannen auch schon mit den Beinen zu strampeln, um den Baustein zu erhaschen! Oli wiederum ließ sich, wenn ich ihn mal losließ, sanft im Wasser gleiten. Ab und zu bewegten sich auch seine Beinchen, aber er bevorzugte das stille Treiben im Warmen. Er war tiefenentspannt. Er interessierte sich auch nicht wirklich für den Baustein, den ich ihm schmackhaft machen wollte, sondern eher für die anderen Kinder und deren Bausteine. Aber er machte mit, als es darum ging, die Bausteine in die jeweiligen Eimer zu werfen; immerhin.
Diese Übung machte den Hauptteil unserer Kursstunde aus. Jedes Mal, wenn wir uns mit den Kindern einen neuen Baustein holen sollten, wurde variiert, wie das Zurückschwimmen vonstatten gehen sollte: mal drehend, mal in Rückenlage (kam nicht so gut an), mal sollten wir die Kinder aus dem Wasser in die Luft heben (kam GUT an), mal an den Händen durchs Wasser ziehen (mochten auch wieder einige nicht) usw.
Übungskreis
Nach dieser langen Übung versammelten wir uns nun alle im Kreis. Anke hielt wieder ihre Badepuppe in den Händen, um vorzuführen, wie wir unsere Kinder halten sollten.
Wir waren gerade dabei, die Kinder an den Händen nach vorn und nach hinten durch das Wasser zu ziehen. Ich erinnerte mich an die 1. Schwimmstunde zurück, in der wir genau diese Übung machen sollten und die Oli total missfiel. Auch jetzt zeigte er mir mit einem grimmigen Blick, dass er das immer noch nicht toll fand und ich hielt ihn wieder an der Hüfte und machte die Übung so weiter, weil ihm zumindest diese Position gefiel.
Ein kleines Mädchen (nennen wir es mal Mimi) war über diese Übung auch maßlos verärgert. Sie zog eine Schippe, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, und weinte drauf los. Ihr gefiel diese Übung absolut nicht. Das, was ich immer nicht verstehe, sind dann Menschen – wie ihr Papa in dem Fall – die dann nicht einfach mit der Übung aufhören oder sie wenigstens abwandeln, dass das Mädchen wieder Spaß an der Sache hat. Nein. Stattdessen macht er einfach weiter, während das Kind weiterhin weint und Schippchen macht. Absolut unverständlich.
Ich wollte zeigen, dass ich die Tränen des Mädchens Ernst nahm und hörte mit den Übungen auf, hielt meinen Sohn auf dem Arm und beobachtete nun das Geschehen, erklärte meinem Kind, dass Mimi gerade sehr traurig ist und dass sie die Übung nicht mag.
Erschüttert wurde ich dann aber von der Art und Weise, wie Tina (ihr erinnert euch: die eine Kursleiterin, die mit Oli anfangs herumgewitzelt hatte) auf Mimis Weinen reagierte. Sie sagte mit verärgerter Mine, als Mimi gar nicht mehr aufhören wollte zu weinen:“Och, Mimi! Jetzt hör aber mal auf!“
Wie kann man so herzlos auf das Weinen eines Kindes reagieren? Ich war schockiert! Statt mit dem kleinen Würmchen mitzufühlen (oder noch besser: einfach die Übung für sie wieder angenehm zu machen), wurde sie jetzt auch noch angepampst; bloß weil sie mitteilen wollte, dass sie diese Übung gerade nicht mochte. Es war unfassbar!
Und dann passierte es: Oli war so ergriffen von Mimis Gefühlsausbruch (und ließ sich wahrscheinlich auch von mir beeinflussen), dass er sogleich mit einstieg und die Halle zusammenschrie. Sofort entfernte ich mich mit ihm vom Kreis und ging mit ihm etwas weiter weg. Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber es half nichts. Er war so durch den Wind und schluchzte und brabbelte aufgeregt durcheinander, als würde er sich seinen ganzen Kummer von der Seele reden wollen. Ich verstand ihn total. Ich hörte ihm weiterhin zu und redete ruhig mit ihm.
Feierabend
Die Gruppe machte inzwischen mit den Übungen weiter – Mimi gefielen sie jetzt besser – und ich versuchte weiterhin, Oli zu beruhigen, dem immer noch die Tränen aus den Augen kullerten. Tina setzte jetzt noch einen drauf, wandte sich an die Mutter und sagte so nach dem Motto:“Na das hat eure Mimi ja toll hingekriegt.“ Kaum hatte ich Oli beruhigt, ging es wieder los. Es half alles nichts. Gerade, als ich aus dem Wasser steigen wollte, wurde das Abschiedslied gesungen, das ungefähr so ging:
Alle Kinder, alle Kinder geh’n jetzt nach Haus‘.
Große Kinder, kleine Kinder, dicke Kinder, dünne Kinder:
Alle Kinder, alle Kinder geh’n jetzt nach Haus‘.
Alle Kinder, alle Kinder geh’n jetzt nach Haus‘.
Sagen:“Auf Wiederseh’n!“, wollen jetzt duschen geh’n.
Alle Kinder, alle Kinder geh’n jetzt nach Haus‘.
Und ruh’n sich aus.“
Als wir draußen waren, kamen nochmal die Eltern von Mimi zu uns und wir zeigten Oli, dass es Mimi wieder gut ging und er nicht mehr traurig sein musste. Sie hob zum Abschied ihre Hand und weg war sie.
Und ich weiß, ich wiederhole mich, denn ich habe es jetzt bisher in jedem Beitrag zum Babyschwimmen geschrieben, aber bitte: Helft euren Kindern, wenn sie euch zeigen, dass sie eine Übung im Wasser nicht mögen.
Schippchen finden die Erwachsenen zwar soooooo niedlich bei Kindern, aber eigentlich ist es einfach nur todtraurig. Man muss auch nicht die Ängste von Kindern herunterspielen. Wenn Mimi es hasst, wenn sie Wasser ins Gesicht gespritzt bekommt und dann weint, dann muss man nicht sagen:“Jetzt hab dich mal nicht so. Ist doch nur Wasser. Ja, Mimi, so ist das bei Wasser. Es macht nass.“ oder „Ist doch alles gut.“. Ist es eben nicht. Das sagt Mimi euch doch gerade.
Wir mögen auch nicht alles und wollen, dass das einfach von anderen akzeptiert wird. Und genau so sollte man das auch bei den Kindern handhaben.
Jetzt habe ich mich etwas in Rage geschrieben. An sich gefiel mir der Kurs heute echt gut. Und er hätte mir noch besser gefallen, wenn Mimis Papa einfach mal richtig reagiert hätte. Denn dann hätte Oli nicht weinen müssen und wir hätten alle noch sehr viel Spaß gehabt. Aber naja. Hätte, hätte, Fahrradkette.
Wir werden sehen, wie nächste Woche die 4. Schwimmstunde abläuft. Ich werde wieder fleißig berichten.
Wenn ihr auch einmal zum Babyschwimmkurs wollt: Hier verlinke ich euch die Seite der Schwimmschule im Unfallkrankenhaus Berlin, welches ihr übrigens in der unten stehenden Karte findet.