Zusammenfassung von Katharina Saalfranks Vortrag vom 19.10.2017

Am 19.10.2017 fand der Vortrag von Katharina Saalfrank zum Thema „Strafen und Konsequenzen“ statt und ich wollte heute mal kurz (ich hoffe zumindest, dass dieser Beitrag nicht allzu lang wird) darüber berichten.

Zusammenfassung von Katharina Saalfranks Vortrag vom 19.10.2017

Der Vortrag war für uns alle kostenlos und ging etwa 2 Stunden. 1 Stunde Vortrag, 1 Stunde Fragen stellen.

Mein Mann und ich waren mit unserem Sohn da und der fand den Vortrag jetzt nicht SO spannend, weshalb ich mich mit ihm ins Nebenzimmer verkrochen und dort gespielt habe. Deshalb kann ich mich hauptsächlich auf die fleißigen Notizen meines Mannes stützen. Ich hoffe, wir haben hier alles Wichtige notiert.

Am Anfang stellt sich Katharina Saalfrank als Diplompädagogin und Musiktherapeutin vor, die eine Praxis in Berlin-Wilmersdorf hat und u.a. Videoanalysen und Hausbesuche anbietet.

Natürlich schwingt bei Katharina Saalfrank immer dieser Super Nanny Ruf mit. Ich habe mich auch gefragt: Hat sie dahinter gestanden, was da im Fernsehen lief?

Gleich zum Anfang des Vortrages wird kurz darauf eingegangen und gesagt, dass es sich bei der Super Nanny um eine Kunstfigur handelt. Katharina Saalfrank erzählt zwischendurch, dass sie hunderte Stunden gedreht haben und letztendlich nur ein winzig kleiner Anteil davon ausgestrahlt wurde (genaue Anzahl habe ich nicht aufgeschrieben).

Für mich kam es zeitweise wie eine Rechtfertigung rüber, aber ich kann natürlich auch verstehen, dass sie diese Fragen geklärt haben möchte. Es gibt viele Kritiker*innen. Erst sagt sie das eine, dann das andere. Kann man sie überhaupt noch ernst nehmen?

Ja, denken mein Mann und ich, nachdem wir am Ende des Vortrages darüber geredet haben. Sie scheint – so war unser Eindruck – hinter dem zu stehen, was sie sagt. Gehen wir also auf das Inhaltliche ein.



Strafen und Konsequenzen

Katharina Saalfrank möchte in diesem Vortrag ihr Buch „Kindheit ohne Strafen: Neue wertschätzende Wege für Eltern, die es anders machen wollen“* vorstellen. Ich hatte mir schon gedacht, dass es bei einem kostenlosen Vortrag so etwas in der Art geben wird. Von daher war ich jetzt nicht sonderlich überrascht. Ist in meinen Augen auch völlig ok.

Sie will hier also niemanden überzeugen, etwas zu tun, mit dem er/sie überhaupt nicht konform geht. Wer meint, Kinder bräuchten Konsequenzen/Strafen usw., soll seinen/ihren Weg gehen. „Kindheit ohne Strafen“ – dieser Weg sei etwas für Eltern, Erzieher*innen usw., die einen bindungs- und beziehungsorientierten Weg gehen WOLLEN.

Wie geht das also?

Es geht darum, vom Monolog („Ich hab dir doch schon hundert Mal gesagt, dass du das nicht machen sollst!“) in den Dialog zu kommen. Das könnte in etwa so aussehen, dass du dein Kind zu einem Kakao in die Küche einlädst und dort das Gespräch mit ihm suchst, z.B. so:„Du hast dein Zimmer nicht aufgeräumt. Ich fühle mich dabei unwohl. Ich kann gar keinen Fuß vor den anderen setzen, um zu dir ans Bett zu kommen. Warum räumst du nicht auf? Mir ist es wichtig, dass das Zimmer ordentlich ist. Was meinst du, können wir hier machen?“.

Kind hält Herztasse mit heißer Schokolade

Wenn ich etwas von meinem Kind erwarte, wie z.B. Respekt, mein Kind sich mir ggü. aber m.M.n. respektlos verhält, muss ich mich fragen, woran das wohl liegen könnte. Ich schaue nicht mehr auf das Verhalten (mein Kind haut mich und/oder andere Kinder), sondern auf die Botschaft hinter dem Verhalten (z.B. Bedürfnis nach Kontakt, Nähe, es ist eifersüchtig usw.).

Es geht um Reflexion. Wie verhalte ich mich ggü. meinem Kind? Bin ich da respektvoll? Liebevoll? Warmherzig? Also all das, was ich mir von meinem Kind und auch anderen Menschen wünsche? Verhalte ich mich selber so, wie ich gern behandelt werden würde? Die Vorbildfunktion spielt eine ganz wichtige Rolle.

Und dann gibt es Tage, da mag ich mich selber nicht, weil ich so ätzend ggü. meinem Kind bin. Das ist der ideale Moment, um mal tief in sich zu gehen. In die eigene Kindheit. Wie wurde ich da behandelt? Wurde ich da bedingungslos geliebt mit all meinen Gefühlen, wie Freude, aber auch Wut, Trauer, Angst? Oder wurde ich nur geliebt, wenn ich mich in einer bestimmten Art und Weise verhalten habe und wurde bestraft, wenn ich es nicht tat?

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Wer sagt: Ich höre auf mein Bauchgefühl, sollte sich fragen: Ist es wirklich MEIN Bauchgefühl oder wurde es mir anerzogen? Würde mir mein eigenes Bauchgefühl tatsächlich sagen, dass ich meinem Kind jetzt mal eine scheuern muss? Ist es dann nicht vielmehr die eigene Erfahrung aus der Kindheit, wie ich da behandelt wurde, die mir da in mein Bauchgefühl reinredet? Dieser Schmerz, der mir da einreden will, dass das richtig war, denn so wurde ich auch behandelt und „geliebt“ und es war „nur zu meinem Besten“?

Dazu kommt noch, dass wir von außen einem enormen Druck standhalten müssen, wenn wir uns nicht so verhalten, zu was so viele Expert*innen raten: Strafe muss sein bzw. Konsequenzen müssen sein. Kinder testen Grenzen aus.

Uns wird also schon von angeblichen Expert*innen wie Johanna Haarer gesagt, dass wir im Kampf mit unseren eigenen Kindern stehen. Dass es immer darum geht, wer die Macht hat. Wer keine Strafen setzt, ist automatisch keine gute Mutter bzw. kein guter Vater oder wer auch immer. Schon das Baby, das von seiner Mutter Nähe und Essen will, ist ein Tyrann, der schreien gelassen, nur alle 4 Stunden gefüttert werden und vor allem gezüchtigt werden soll, damit er als gut erzogen gilt.

Vater Stirn an Stirn mit Baby im Arm

Was Strafen und Konsequenzen anrichten

Doch was macht das mit uns und vor allem mit unseren Kindern, wenn wir strafen? Wir verlassen die Beziehungsebene und gehen über zu manipulativem, erniedrigendem, gar grausamem Verhalten. Wir haben ein bestimmtes Ziel vor Augen, wie sich unser Kind zu verhalten hat.

Und diese Strafe versteht unser Kind als „Ich bin falsch“. Es stellt sich selbst in Frage, was im Erwachsenenalter zu Panikattacken, Angststörungen, Störungen, Störungen und noch mehr Störungen, die jahrelanger Therapie bedürfen, führt.

Teenager sitzt traurig am Fenster

Ganz zu schweigen davon, dass dieses anerzogene Verhalten wiederum an die Kinder unserer Kinder weitergeben wird. Weil sie ja auch so behandelt wurden. Gleiches mit Gleichem vergelten. Macht demonstrieren. Starke gegen Schwache. Immer gegeneinander. Immer auf Machtkampf aus.

Also wie macht man es dann, wenn nicht mit Strafen und Konsequenzen?

Es geht um ehrliches Interesse. Nicht darum, einzig und allein das Verhalten meines Kindes zu interpretieren, sondern mir die Zeit zu nehmen, zu verstehen, was der Grund für sein Verhalten sein könnte. Es geht um Ernst nehmen. Zuhören. Und zwar offen und unvoreingenommen. Wertfrei. Mit Verständnis. Vertrauen in mein Kind. In Kontakt kommen. Wahrnehmen. In Beziehung gehen. Endlich wieder miteinander und nicht gegeneinander.

Mutter hält Kind im Arm

Fazit

Für meinen Mann und mich war es ein Vortrag, der uns in dem, was wir denken und tun, bestätigt hat. Es war nichts Neues mit besonderem Aha-Effekt, allerdings ist es immer wieder schön zu hören, dass auch andere diesen „neuen“ Weg gehen. Die ihre Kinder nicht als Tyrannen, gegen die sie in den Krieg ziehen müssen, ansehen, sondern als gleichwertige Menschen, denen man auf Augenhöhe begegnet. Bei denen man wirklich daran interessiert ist, eine gemeinsame Lösung zu finden, wenn es zu Konflikten kommt, anstatt die eigene Macht gegenüber seinen Kindern zu missbrauchen.

Ich hoffe, du konntest einiges aus diesem Vortrag mitnehmen, auch wenn du nicht dabei warst 🙂

Alles Liebe

Julia

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