Sobald das eigene Kind im Vorschul-/Grundschulalter ist, kommt in dem einen oder anderen die Frage auf: Welches Hobby ist das richtige für mein Kind? Wie finde ich das überhaupt heraus bei tausenden von Angeboten? Was, wenn sich mein Kind für NICHTS interessiert? Was, wenn mein Kind plötzlich kein Bock mehr hat – soll ich es sofort rausnehmen oder ihm doch lieber beibringen, durchzuhalten?
Fragen über Fragen, die mit dem heutigen Beitrag hoffentlich beantwortet werden, also lies unbedingt weiter.
Welches Hobby für mein Kind?
Inhaltsverzeichnis
- Welches Hobby für mein Kind?
- 1. Wie finde ich heraus, welches Hobby das richtige für mein Kind ist?
- 2. Was, wenn das Hobby zu teuer ist?
- 3. Große Familie, viele Bedürfnisse
- 4. Der Verein nimmt mein Kind nicht auf, was jetzt?
- 5. Mein Kind interessiert sich für nichts – was tun?
- 6. Mein Kind will nicht mehr zum Verein gehen – was tun?
- Ganz wichtig: Wenn dein Kind absolut nicht mehr zum Verein will!
- 7. Warum ein Verein auch die falsche Wahl sein kann
- 8. Wenn das Kind in drei Vereine pro Woche geht. Wann ist es zu viel?
- Quellen
Letztens saß ich im Warteraum des Vereins, in den Oliver schon seit einigen Jahren geht, und bekam zufällig die Unterhaltung zwischen seiner Trainerin und einer Mutter mit ihrem Kind mit, die gerade ein Probetraining hinter sich hatte, und sich nun zum persönlichen Gespräch trafen.
Dem Kind schien es gefallen zu haben, die Mama war auch ganz happy, und als es dann darum ging, dass das Training drei Mal die Woche stattfinden würde, gab es große Augen. „Öh, wie? 3 Mal pro Woche Training? Nee, Lina geht ja noch hier und da hin, das schaffen wir gar nicht.“ „Na dann geht das leider nicht, das hier ist ein leistungsorientierter Verein, wir nehmen auch an Wettkämpfen teil, also wenn das nicht geht, dann nicht…“
Und so hatte sich das Ganze dann auch tatsächlich erledigt. Krass, fand ich… Ich meine, da hat man scheinbar was Geeignetes für sein Kind gefunden und dann das…
Mir hat das gezeigt, dass es echt schwierig sein kann, seinem Kind zu ermöglichen, seiner Passion nachzugehen. Aus diesem Grund dreht sich der heutige Beitrag um genau dieses Thema. Aber erstmal von vorne:
1. Wie finde ich heraus, welches Hobby das richtige für mein Kind ist?
Manche werden sich jetzt vielleicht wundern, was die Frage soll, schließlich kennt man sein Kind doch am Besten und weiß, wofür es sich interessiert…?
Ich habe schon Gespräche mit Eltern geführt, die händeringend nach einem geeigneten Hobby für ihr Kind suchten, weil ihm scheinbar nichts gefiel, und es dann in einen Fußballverein brachten, Hauptsache, es geht irgendeinem Hobby nach. Dass das Kind aber keinen Gefallen an dieser Art von Freizeitaktivität hatte, war dann auch nicht gerade hilfreich. Der Gedanke der Eltern war, dass das Kind Gelegenheit haben sollte, das Fußballspielen eine Weile auszuprobieren, um vielleicht doch irgendwann das Interesse daran zu gewinnen (Spoiler: Leider war Fußball nicht das Passende).
Was ich damit sagen will: Manchen Kindern ist schwer zu entnehmen, ob und für was sie sich begeistern. Wir sind nunmal Menschen, individuelle Wesen, da kann das auch mal vorkommen, dass man einfach nichts Passendes findet. Wie also findet man heraus, wofür sich das Kind begeistert?
Klar schaut man sich sein Kind genauer an, fragt sich: Was macht es, wenn es sich langweilt? Womit beschäftigt es sich am Liebsten? Wenn ihr Ausflüge macht, wo geht ihr dann am Liebsten hin und warum? Hier kommt jetzt ein bisschen Brainstorming meinerseits, um dir ein paar Ideen zu geben:
Ist dein Kind eine Leseratte?
Wenn dein Kind gern liest, wäre es doch ideal, ihm einen Bibliotheksausweis zu besorgen.
Vielleicht interessiert es sich dafür, auch mal seine eigene Geschichte zu schreiben. Hierfür eignen sich z.B. Schreibwerkstätten, die Übungen zum kreativen Schreiben anbieten.
Eine andere Idee wäre, wenn dein Kind einem Buchclub beitritt oder einfach einen gründet. In diesem trifft sich dein Kind mit anderen Lesebegeisterten, um sich über das Gelesene auszutauschen, zu philosophieren, zu diskutieren, andere Perspektiven kennenzulernen uvm. Wie man einen Buchclub für Kinder und Jugendliche gründet, erfährst du in dem Beitrag vom Jugendleiter Blog.
Ist dein Kind der kreative Typ?
Kreativität kann man auf viele verschiedene Arten und Weisen ausleben. Wie wäre es mit einem Schauspiel-, Mal- oder Töpferkurs? Es gibt auch Bastelkurse, die verschiedene Techniken vorstellen, wie z.B. häkeln, nähen, kochen, Papier schöpfen, Kerzen ziehen uvm.
Wie wäre es mit einem Instrument?
Wo wir gerade von Musik reden, dürfen Instrumente natürlich nicht fehlen. Lass dein Kind doch mal zu einer Probestunde in die Musikschule gehen und Instrumente* ausprobieren, womöglich findet sich dort etwas Passendes.
Bewegung, Bewegung, Bewegung!!!
Ist dein Kind ein Energiebündel, das sich immerzu bewegen muss und Action haben will? Dann schau dich nach einem geeigneten Sportverein in deiner Nähe um. Hier gilt es einfach auszuprobieren, denn Sportangebote gibt es viiiiiele, z.B. Ballsport*, Brettsport (also alles, was mit Brettern und Boards zu tun hat, wie z.B. Snowbard, Skateboard, aber auch auf dem Wasser, wie z.B. Surfen), Turnen, Leichtathletik, Schwimmen, Fechten, Kampfsport, Karate, Tanzen, Parcour- und Freerunning, Boxen, Bouldern, Bowlen, Dart, Eishockey, Eislaufen, Yoga und und und…
Geht dein Kind eher in Richtung Denksport?
Manche Kinder knobeln gern und lieben es, Rätsel zu lösen, hierfür muss dein Kind nicht zwangsläufig in einen Schachclub gehen, es gibt auch Treffen, wo man Dame, Mühle, Poker usw. spielen kann. Eine andere Option wären Rätselhefte, Knobelspiele, auf das jeweilige Alter des Kindes angepasste Escape Games, Geduldsspiele*, die dein Kind in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden herausfordern.
Kinderfeuerwehr
Wenn dein Kind total auf die Feuerwehr abfährt, wäre ein Reinschnuppern bei der Kinderfeuerwehr ratsam. Kinder zwischen 6 und 10 Jahren können in die Kinderfeuerwehr gehen, u.a. zur Förderung der Brandschutzerziehung. Die Kinder lernen hier altersgerecht und auf spielerischer Art und Weise Präventivarbeit, z.B. den Umgang mit offenem Feuer oder wie sie sich in einer Notfallsituation verhalten sollen. Es wird auch gemalt und gebastelt, zudem erfahren Kinder Kameradschaft, Freundschaft und Teamfähigkeit.
Liebt dein Kind Tiere?
Du möchtest kein Haustier, dein Kind ist aber total tiervernarrt und möchte gerne helfen oder sich um Tiere kümmern? Frag doch mal in einem Tierheim bei euch in der Nähe nach. Bei uns in Berlin kann man z.B. ab 10 Jahren Mitglied im Tierschutzverein Berlin werden.
Technikbegeistert
Spielt dein Kind gern Tablet oder sitzt am Pc? Vielleicht will es ja lernen, wie man sein eigenes Spiel programmiert. Es gibt spezielle Programmierkurse und Workshops für Kinder, in denen genau das angeboten wird.
Egal, wofür sich dein Kind begeistert – es gibt viele Möglichkeiten, deinem Kind zu ermöglichen, seiner Leidenschaft nachzugehen, und muss nicht zwangsläufig in einem Club oder Verein vonstatten gehen. Ein Beispiel: Ein Klassenkamerad von Oliver liebt z.B. Dinos ohne Ende. Hier haben sich die Eltern viele tolle Ideen einfallen lassen, damit ihr Kind sich weiter seinem Lieblingsthema Dinosaurier widmen kann. Es gibt z.B. großartige Dinobücher, Ausgrabungssets für Kinder, Besuche im Naturkundemuseum oder als Tagesauflug eine Fahrt zum Fossilien Ausbuddeln auf den Nettersheimer Fossilienacker.
Singt dein Kind gerne?
Wenn dein Kind gern singt, wäre ein Chor eine tolle Idee. Ich war damals z.B. im Schulchor, wir haben an Chorwettbewerben teilgenommen, sind auf Chorfahrt gewesen, haben zu Weihnachten in der Kirche gesungen – das war eine wirklich tolle Zeit. Und auch heute singe ich für mein Leben gern, lerne schnell neue Lieder auswendig und kann dann direkt mitsingen. Gemeinsam mit meinem 2. Hobby, dem Tanzen, für das wir Choreographien einstudierten und Texte auswendig lernten, um letztlich auch aufzutreten, war das für mich z.B. mein perfektes Hobby, weil ich gleichzeitig auch meine Liebe für das Schauspielern ausleben konnte.
Wie du dir sicher schon gedacht hast: Man muss Dinge ausprobieren, um herauszufinden, worin man seine Stärken hat und was einem wirklich gefällt. Man kann das Ganze auch herunterbrechen: Wenn sich dein Kind einfach nur gerne bewegen möchte, aber irgendwie in keinen Verein passen will, dann könnte es vielleicht auch einfach passen, gemeinsam die Gegend zu erkunden, im Wald oder Park oder wo auch immer unterwegs zu sein.
Fragen kostet nichts – nur Mut
Bei all den Ideen bin ich mir sicher, dass sich die eine oder andere Passion finden wird. Falls sich dein Kind für was ganz Spezielles oder Ungewöhnliches interessiert, dann nur Mut, denn fragen kostet nichts. Begleite dein Kind dorthin und fragt gemeinsam nach, ob es da eine Möglichkeit gibt. Vielleicht interessieren sich ja auch ein paar Freunde deines Kindes dafür, sodass sie gemeinsam dort helfen können.
2. Was, wenn das Hobby zu teuer ist?
Ja, das Liebe Geld… Da hat man endlich was Passendes gefunden und dann das: Das Hobby ist einfach zu teuer. Eine mir bekannte Familie hat ihren Sohn im Eishockey-Team angemeldet. Davon abgesehen, dass das ein echt rougher Sport ist und man da nicht „zimperlich“ sein darf, geht dieses Hobby auch echt ins Geld – genauso sieht es beim Reitsport oder dem Erlernen eines Instruments aus.
Nicht jede Familie kann sich das finanziell leisten. Klar kann man seinem Kind erklären, warum das Hobby einfach zu teuer ist, und sich nach etwas anderem umschauen. Man muss aber auch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn man merkt, dass das Kind wirklich mit Leidenschaft dabei ist. Hier ein paar Ideen:
2.1 Finanzielle Unterstützung beantragen
Vorweg: Praktische Erfahrung, ob es tatsächlich funktioniert, habe ich nicht, aber ich habe mir mal die gute KI zur Hilfe genommen, welche Möglichkeiten bestehen, sich staatlich finanziell unterstützen zu lassen:
- Leistungen für Bilde und Teilhabe (auch Bildungspaket genannt) kann man beantragen, wenn man bereits Sozialleistungen wie Kinderzuschlag, Bürgergeld, Sozialgeld, Sozialhilfe oder Wohngeld empfängt. Dadurch erhält man z.B. Vergünstigungen oder einen monatlichen Zuschuss von bis zu 15,00 €.
- Der Kindernothilfefonds von Deutsches Kinderhilfswerk hilft in bestimmten Einzelfällen, wenn man sich z.B. das Trainingslager nicht leisten kann. Grundsätzlich kann jede Familie in einer Notsituation einen solchen Antrag stellen. Hauptaugenmerk gilt dabei eher Alleinerziehenden und Familien mit zwei und mehr Kindern.
- Eine weitere Möglichkeit, zumindest ist das in Berlin so, besteht darin, Kinderzuschlag bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit zu beantragen. Die prüfen, ob man Anspruch darauf hat, und wenn ja, erhält man einen monatlichen Zuschuss.
Falls du zufällig vom Amt bist oder selber praktische Erfahrungen mit diesem finanziellen Unterstützungen gemacht hast und mehr dazu sagen kannst, schreib gern unten in die Kommentare.
Solltest du kein Glück bei den Hilfsangeboten haben, gibt es noch die Möglichkeit, sich direkt an den Verein zu wenden und nach einer Ermäßigung zu fragen. Manche gehen darauf ein, andere wünschen sich im Gegenzug ehrenamtliche Mitarbeit im Verein.
2.2 Sponsoren finden
Klingt für den einen oder anderen vielleicht etwas übertrieben, aber warum nicht? Wenn dein Kind ein besonderes Talent hat und mit Herz und Seele dabei ist, und nur das blöde Geld fehlt, damit es seinem Traum nachgehen kann, dann kann man sich doch gemeinsam mit seinem Kind hinsetzen und sich auf die Suche nach einem Sponsor machen.
Gerade in Zeiten von Social Media ist es mMn sogar leichter, welche zu finden, weil man Fans und potentielle Sponsoren immer auf dem Laufenden halten kann.
Wichtig an dieser Stelle zu erwähnen: Respektiere die Privatsphäre deines Kindes, schütze seine Identität und Daten, zeige sein Gesicht nicht auf Fotos oder Videos.
2.3 Freunde, Familie, Bekannte um Hilfe bitten
Ich weiß, vielen von uns fällt es nicht leicht, um Hilfe zu bitten, gerade wenn es um Geld geht. Manche sehen sich als Bittsteller, empfinden es als erniedrigend, nach Geld zu fragen, aber – wie unter dem Punkt „Sponsoren finden“ schon erwähnt, würde ich auch hier sagen: Fragen kostet nichts. Und wenn es hier wirklich darum geht, deinem Kind zu helfen, diesem Hobby nachzugehen, sollte man nichts unversucht lassen. Für manche Familien würde es vielleicht schon reichen, wenn sich jemand bereit erklärt, das Kind zum Verein zu fahren und wieder abzuholen – einfach, weil die Eltern keine Zeit haben.
2.4 Kostenlose Alternativen finden
Als wahrscheinlich beste Option, finde ich, sind kostenlose Angebote, die dein Kind wahrnehmen kann. Die Aufzählung mag nicht vollständig sein, aber das ist mir bisher bekannt:
- Schulen bieten verschiedene Arbeitsgruppen an, wie z.B. Chor, Kochkurs, Sport, Schulband, Schulgarten uvm.
- Eine Möglichkeit, sich kostenlos auszuprobieren, bieten sogenannte Schnupperkurse und Probestunden, die i.d.R. kostenlos oder gegen ein kleines Entgelt angeboten werden. So lässt sich bereits vor der Investition in ein teures Hobby feststellen, ob dein Kind mit überhaupt glücklich damit wäre oder nicht.
- Ansonsten gibt es noch Jugendclubs, die unterschiedliche Freizeitangebote stellen.
Solltest du hierzu noch mehr Einfälle haben, schreib gern unten einen Kommentar, damit hier Ideen gesammelt werden können.
3. Große Familie, viele Bedürfnisse
Oliver fährt mittlerweile selbstständig zu seinem Verein. Für mich wäre es gar nicht möglich, ihn zum Training zu bringen, weil ich zu der Zeit noch arbeite und einen so langen Fahrtweg habe, dass ich es gerade mal schaffe, ihn abzuholen, und das auch nur in meiner Woche des Wechselmodells, denn in der anderen arbeite ich Vollzeit.
Von daher frage ich mich dann immer, wie das Familien mit mehreren Kindern machen. Da wird es doch noch schwerer, die unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen, allein, um die Kinder zu ihren unterschiedlichen Vereinen zu fahren und sie wieder abzuholen.
Ich habe deshalb eine Freundin mit drei Kindern gefragt, wie sie das managen, und sie war ganz ehrlich: Es ist schwer bis nicht machbar. Auch wenn es vom Finanziellen her klappen sollte, dass jedes Kind seinem Hobby nachgehen kann, braucht die Familie entweder Unterstützung, wie ihre Kinder hin- und wieder zurück kommen, also z.B. in Form von Fahrgemeinschaften oder dass jemand sie aus dem Freundes- oder Familienkreis dort hinbringt, oder aber man übt mit ihnen, wie sie von allein dort hinkommen, indem sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen oder, wenn das Ziel nicht zu weit weg ist, zu Fuß oder mit dem Rad erreichen.
4. Der Verein nimmt mein Kind nicht auf, was jetzt?
Was wir auch schon erlebt haben: Uns wird gesagt, dass das eigene Kind mit 8 Jahren einfach schon zu alt ist. Das regt mich heute noch genau so auf wie an dem Tag, an dem wir die Rückmeldung bekamen. Ich meine, Turmspringen ist ja schon ein sehr nischiges Hobby – wie früh soll man denn bitteschön herausfinden, dass das Kind gern vom Turm coole Figuren drehend ins Wasser springen will?! Ganz einfach: Wenn man sich bereits in dieser Nische befindet, weil Mama, Papa, wer auch immer selber diesem Hobby nachgegangen ist. Schade, finde ich, denn so kann ein unentdecktes Talent nicht entdeckt werden.
Dann heißt es entweder weitersuchen oder schauen, wie du deinem Kind anders ermöglichen kannst, sich seinem Hobby zu widmen. Da muss man dann genauer schauen und fragen: Was ist es, was dich daran so reizt? Warum willst du gerade das machen?
Wenn es deinem Kind gefällt, ins Wasser zu springen, kann es das ja auch ganz einfach im Schwimmbad machen, ohne dafür in einem Verein sein zu müssen. Geht es eher darum, etwas darzustellen, kann man ja auch in einer andere Richtung denken. Wie wäre es mit einem Akrobatikkurs? Es gibt Akrobatik Kurse, die schon für Kinder ab 7 Jahren angeboten werden, also einfach mal reinschnuppern.
Wenn es keine Angebote gibt, was spricht dagegen, wenn sich dein Kind einfach Gleichgesinnte sucht und seinen eigenen Club gründet? Oliver spielt z.B. seit Jahren immer noch sehr gerne Beyblade, dann lädt man sich einfach ein paar Beyblader ein und übt gemeinsam. Auch auf dem Spielplatz kann man sich mit seinen Freunden treffen, um gemeinsam Fußball, Basketball, Tischtennis zu spielen oder mit dem Roller bzw. Fahrrad die Gegend erkunden.
5. Mein Kind interessiert sich für nichts – was tun?
Es kann sein, dass du von der oberen Liste alles ausprobiert hast und dein Kind immer noch total uninteressiert an allem ist. Dann sag dir, dass du alles Mögliche ausprobiert hast und lass es gut sein. Nimm den Druck raus und lerne zu akzeptieren, dass dein Kind halt so ist, wie es ist. Bloß, weil es scheinbar keiner Leidenschaft nachgeht, muss das nicht heißen, dass mit deinem Kind was nicht stimmt.
Es kann durchaus sein, dass dein Kind gerade Stress hat oder Sorgen oder etwas Trauriges verarbeiten muss und professionelle Hilfe vonnöten ist.
Auf der anderen Seite solltest du auch in dich selber reinhorchen und dich fragen: Warum will ich unbedingt, dass mein Kind einem Hobby nachgeht? Weil „man“ das halt so macht? Ist das ein Glaubenssatz? Oder geht es dir darum, die Gesundheit deines Kindes zu fördern? Geht das nicht auch auf andere Weise, z.B. über das Essen zu Hause? Oder hast du Angst, dass dein Kind keine sozialen Kompetenzen entwickelt, wenn es so „eigenbrödlerisch“ im Kinderzimmer hockt? Interessiert sich dein Kind wirklich für NICHTS? Schau genau hin und vermeide Verallgemeinerungen.
Einmal war ein Kumpel von Oliver bei uns zu Besuch und ich hätte beinahe nicht mitbekommen, als er so ganz beiläufig in einem Nebensatz erwähnte, dass er gern Pilot werden will. Danach redete er nie wieder davon und gab auch sonst keine Anhaltspunkte, an denen man das hätte mitbekommen können, deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Kindern zuhören, und das nicht nur übers Ohr, sondern auch über kleine Signale, die sie geben, erkennen.
6. Mein Kind will nicht mehr zum Verein gehen – was tun?
Es gibt Tage, an denen Oliver kein Bock auf Training hat oder sagt, er will den Verein verlassen. Dann merke ich, dass ein Gespräch mit ihm nötig ist, denn wenn er so etwas äußert, hat das je nachdem unterschiedliche Gründe:
1. Die Trainerin hat ihn angemeckert und er fühlt sich mies.
Er empfindet, sie ist streng, harsch, laut (und das empfinde ich genau so wie manch andere Eltern, die ihr Kind in diesen Verein geben).
An dieser Stelle ist es schwer, denn mMn kann man erwachsenen Trainern zwar sagen, wie ihr Verhalten beim Kind ankommt, ich hab es aber noch nicht erlebt, dass Trainer daraufhin ihr Verhalten ändern, oftmals hilft es aber schon, dass Oliver darüber reden konnte und ich ihm zugehört habe.
Fazit: Entweder lernt man (in dem Fall das Kind), die Art und Weise, wie die Trainerin sich gegenüber den Kindern verhält und wie sie sie trainiert, zu akzeptieren. Wenn es das nicht kann, bleibt einem nur noch der Wechsel in eine andere Gruppe innerhalb des Vereins zu einem anderen Trainer oder der komplette Vereinswechsel.
2. Er will Zeit mit seinen Freunden verbringen oder zu Hause bleiben und Tablet spielen.
Hier kommt es drauf an, sag ich mal. Wenn du merkst, dass dein Kind grad einfach etwas mit dem inneren Schweinehund kämpft und lieber ein bisschen zu Hause rumgammeln will, dann sag ich auch mal: „OK dann bleib heute zu Hause.“ Wer kennt das nicht? Man nimmt sich vor, abends nach der Arbeit noch Sport zu machen und sitzt dann doch vor dem Fernseher und mümmelt Erdnussflips.
Ich lasse es aber nicht zur Gewohnheit werden, und das aus mehreren Gründen:
- Der Verein kostet Geld. Wenn er nicht mehr hin will, dann nehm ich ihn raus und spar mir das Geld.
- Der Verein hat nur begrenzt Platz, d.h. es ist in gewisser Weise ein Privileg, dort hingehen zu dürfen. Wenn er nicht mehr hin will, nehm ich ihn raus und gebe den Platz für ein Kind frei, das lieber in den Verein will.
- Disziplin und das Kämpfen gegen den inneren Schweinehund ist eine wichtige Charaktereigenschaft, finde ich. Sobald Oliver nämlich da war, obwohl er anfangs keine Lust hatte, stellt er fest, dass es cool war, weil er seine Freunde treffen konnte und die Übungen doch Spaß gemacht haben.
Ich hoffe, ich konnte verständlich machen, dass es wichtig ist, flexibel und stets in Kontakt mit seinem Kind zu bleiben und sich auszutauschen, um einander zu verstehen.
Ganz wichtig: Wenn dein Kind absolut nicht mehr zum Verein will!
Man sollte aufmerksam werden, wenn das Kind nicht mehr zum Training gehen will, sich vehement weigert, nochmal dort hinzugehen oder sogar ganz den Verein verlassen will. Ich habe bis heute nicht herausgefunden, warum Oliver nicht mehr zum Tischtennis gehen wollte. Von einem Tag auf den anderen hieß es: „Nein, ich will nicht mehr dorthin.“
In diesem Fall half alles Nachfragen nichts, ich habe allerdings nach einigen Gesprächen mit ihm und seinem Vater eine Vermutung: Es ging nämlich darum, dass an dem Tag sowohl Tischtennis als auch ein von der Schule organisierter Spieleabend stattfand. Dort treffen sich einmal im Jahr die Eltern mit ihren Kindern, um mit anderen Familien Gesellschaftsspiele zu spielen. Oliver wollte da unbedingt hin, sein Papa (wir leben im Wechselmodell und es war gerade Papa-Woche) hatte aber im Tischtennis-Verein angeboten auszuhelfen. Da es beim Spieleabend ein Muss war, dass ein Elternteil dabei ist, ich verreist war und auch sonst keiner aushelfen konnte, konnte Oliver auch nicht allein zum Spieleabend. Sein Vater wiederum wollte sein Versprechen, beim Tischtennis-Verein auszuhelfen, einhalten und entschied dann, dass sie zum Tischtennis gehen müssen. Nach diesem Abend verließ Oliver den Verein.
Das kann man jetzt so oder so sehen, ob es die richtige Entscheidung war oder nicht – für mich war sie es eindeutig. Ich habe sofort gemerkt, wie ernst es Oliver war, den Verein zu verlassen, und damit war die Entscheidung klar.
Was ich sagen will: In solchen Fällen solltest du den Wunsch deines Kindes respektieren und es aus dem Verein nehmen. Es weiterhin dort hinzubringen und zu zwingen, wäre mMn keine gute Idee.
Ganz wichtig ist: Nicht böse reagieren oder gar sagen: „Dann lassen wir es komplett mit einem Verein! Entweder gehst du hierhin oder nirgendwo!“ Glaub mir, solche Sprüche hab ich von Eltern schon sagen hören, und ich finde, es ist in absolut jeder Hinsicht kontraproduktiv. Dein Kind hat den Mut zusammengenommen und sich dir geöffnet, hat dir gesagt, dass es etwas nicht mehr möchte, das musst du akzeptieren und deinem Kind kein schlechtes Gewissen machen, weil es ehrlich zu dir war und dir seine Gefühle gestanden hat.
Und das sage ich, weil ich weiß, dass es Eltern da draußen gibt, die genau so reagieren würden, wovon ich gerade abgeraten habe. Das sind meiner Meinung nach Eltern, die die Leistung ihres Kindes auf sich selbst projizieren und sich besser fühlen, wenn das Kind erfolgreich ist, einen Pokal gewinnt oder sonstwie glänzt.
Dass sie ihrem Kind damit keinen Gefallen tun, es so unter Leistungsdruck zu setzen und emotional zu manipulieren, sehen sie nicht. Statt ihr Kind in ein Hobby zu zwingen, das ihm gar keinen Spaß bereitet und nur für die Eltern hingeht, um von ihnen Anerkennung und „Liebe“ zu erfahren, sollten sie lieber lernen, an sich selbst zu arbeiten, damit sie auf ihre eigenen Leistungen und Erfolge stolz sein können. Sie sollten nicht ihr Ehrgefühl von der Leistung ihres Kindes abhängig machen.
7. Warum ein Verein auch die falsche Wahl sein kann
Oliver ist, würde ich so einschätzen, total wissbegierig und neugierig. Er ist in meinen Augen ein sehr aktiver Mensch, macht super gerne Sport, braucht Bewegung und Action, gammelt aber auch super gerne stundenlang an seinem Tablet rum, um online mit anderen Kindern zu spielen oder seine Lieblingsserie zu suchten.
Was er überhaupt nicht mag, ist Basteln oder Malen. Meiner Meinung nach kommt das eher aufgrund von Vergleichen. Die Kinder in der Schule und auch im Verein lernen, sich miteinander zu vergleichen und wollen demnach immer der Beste sein. Wenn Oliver dann sieht, dass seine Klassenkameradin ein künstlerisches Talent besitzt und schon echt gut zeichnen kann, motiviert ihn das nicht, Motive für den anstehenden Malwettbewerb zu entwerfen, es zieht ihn nur runter. „Ich kann nicht malen!!“, sagt er mir dann mit Tränen in den Augen…
Wenn ich aber einfach mit Oliver ein leeres Blatt heraus hole und drauf los zeichne, merke ich, wie es ihn befreit und wie viel Freude er daran haben kann.
Was ich damit sagen will: Ein Verein kann unter Umständen auch gerade das Falsche für dein Kind sein, gerade wenn es um einen Leistungssport geht, der darauf abzielt, dass man die Kinder gegeneinander in Wettkämpfen antreten lässt, und es am Ende immer einen Gewinner und einen Verlierer geben wird.
Mein Tipp: Erschaffe stattdessen einen Raum, in dem dein Kind frei von Urteilen und Bewertungen einfach sein darf, dann wirst du staunen, wie der Satz „Ich kann das nicht!!“ sich einfach in Wohlgefallen auflösen wird.
8. Wenn das Kind in drei Vereine pro Woche geht. Wann ist es zu viel?
Wenn dein Kind viele Interessen hat, dann kann es – wie bei uns – vorkommen, dass es in der Woche mehreren Hobbys nachgeht. Ob das zu viel für dein Kind ist, entscheidet es selber, aber wir dürfen auch uns selber nicht vergessen, also frag dich „Was gebe ich gerne und wozu bin ich bereit?“.
Ein Beispiel: Oliver ging sonst immer dreimal pro Woche zum Schwimmen. Dann hat er sich für Karate interessiert, das ist einmal pro Woche, also kam das noch hinzu. Dann meinte er, er will jetzt auch noch tanzen. Ich persönlich habe dann entschieden, dass es für mich zu viel ist, weil die Tanzschule zu weit von uns zu Hause entfernt und stattdessen in der Nähe ist, in der sein Vater wohnt, und das mit den Öffentlichen einfach zu stressig ist. Also habe ich gesagt, dass ich weder bereit bin, für ein drittes Hobby zu zahlen, noch dazu, ihn dort hinzubringen und abzuolen. Du merkst, ich sage hier ganz bewusst „für mich zu viel“, denn in Papas Woche geht Oliver tatsächlich auch noch einmal zum Tanzen und hat damit an jedem Tag unter der Woche zu tun – neben Schule, Freunde treffen und diesem ganzen Kram wohlgemerkt.
Ein weiteres Beispiel, das zeigt, dass es auch für das Kind zu viel werden kann: Wie oben schon erwähnt, ging Oliver ja auch mal zum Tischtennis. An einem Tag in der Woche war erst Schwimmen und danach Tischtennis – zack auf gleich, also wir mussten echt hinne machen, dass wir das überhaupt zeitlich schaffen. Das wurde ihm dann auch zu viel. Es kommt halt auch drauf an, ob sich die Hobbys gegenseitig ausgleichen. Geht dein Kind einer Sportart nach, von der sich der Körper auch erholen muss, würde es sich anbieten, wenn dein Kind als Ergänzung einer leichten Tätigkeit nachgeht und z.B. im Chor singt oder malt oder Achtsamkeitsübungen macht oder weiß der Geier…
Und dann spielt wie kurz erwähnt auch die Schule noch mit rein: Als in Olivers Schule z.B. das Schulschwimmen anfing, fand das 1. am selben Tag wie im Schulverein statt, und dann auch noch direkt hintereinander, also völliger Blödsinn und damit auch vollkommen klar, dass das seinem Körper zu viel ist, also geht er an diesem Tag nur noch zum Schulschwimmen und damit ist der restliche Tag Freizeit für ihn.
Wie gesagt kommt es hier ganz auf dein Kind an, das kann ich hier nicht pauschal sagen, was zu viel ist und was nicht, zudem kann es sich mit der Zeit auch einfach wandeln, weil sich die Interessen deines Kindes verändern. Da muss man einfach flexibel sein und stets im Hinterkopf behalten, dass es deinem Kind in erster Linie Spaß machen soll.
So und damit sind wir am Ende angekommen! Der Beitrag hat mir UNGLAUBLICH viel Spaß gemacht, das merkt man bestimmt daran, dass ich so viel geschrieben habe. Ich hoffe, ich konnte hiermit die allermeisten Fragen zum Thema Kinderhobby beantworten und würde mich freuen, wenn du mir einen Kommentar unten hinterlässt und mir davon berichtest, welchem Hobby dein Kind nachgeht und wie ihr herausgefunden habt, wofür sich dein Kind interessiert. Was macht ihr, wenn eure Kinder mal bocklos sind?
Quellen
1. Aufgaben der Kinderfeuerwehr: Aufgaben der Kinderfeuerwehr – Feuerwehr Hoiersdorf (feuerwehr-hoiersdorf.de)
2. Tierschutzverein Berlin: Tierschutzjugend – Tierheim Berlin (tierschutz-berlin.de)
3. Nettersheimer Fossilienacker: Ausflugstipp: Fossilienacker Nettersheim: Goldgräberstimmung und Römergeschichte – Raus in den Westen – Radio – WDR