Wie ergeht es eigentlich Eltern und Alleinerziehenden, wenn sie in Quarantäne sind? Lasst uns doch mal darüber schreiben, wie unsere Erfahrungen waren. Ich fang mal an…
Familie in Quarantäne – Ein Resümee
All denen, die behaupten, Corona sei doch gar nicht so schlimm, kann ich nur sagen: Seid froh, dass ihr es nicht hattet. Seid froh, dass ihr nicht in Quarantäne musstet. ICH hatte Corona, wurde in Quarantäne geschickt und, ganz ehrlich, ich wünsche es niemandem.
Zwar war bei mir der Verlauf der Krankheit nicht annähernd so dramatisch oder gar lebensbedrohlich wie ich es von anderen höre und lese, trotzdem war die Quarantänezeit milde gesagt beschissen genug. Woran lag das?
Unlogische Quarantäneanordnungen
Fangen wir von vorne an. Nachdem ich erst eine simple Erkältung mit Schnupfen vermutet hatte, wurde ich etwas stutzig, als ich auch nach ein paar Tagen immer noch nichts riechen und schmecken konnte.
Ich rief also beim Gesundheitsamt an und gab der Mitarbeiterin meine Symptome durch. Sie nahm mich als Verdachtsfall auf, ordnete meine Quarantäne an und gab mir zu verstehen, dass sie nun alles Weitere in die Wege leiten würde.
Der Gesundheitsbeauftragte würde sich bei mir melden und ich würde in den nächsten Tagen eine Quarantänebescheinigung für meinen Arbeitgeber bekommen. Aber bitte etwas Geduld haben, die sind gerade alle ziemlich überlastet. Ja, ok, hab ich vollstes Verständnis für, ich warte. Was ist denn mit meinem Mann und meinem Sohn? Die wohnen ja auch hier in der Wohnung. Gilt für die auch die Quarantäneanordnung? „Haben die denn Symptome? Wie geht es den beiden denn?“ „Nein, haben sie nicht, denen geht es pudelwohl..“, erwiderte ich. „Dann können die beiden raus.“, meinte die Mitarbeiterin vom Gesundheitsamt zu mir, „Solange kein positiver Test vorliegt, können die beiden raus und andere besuchen, Sie allerdings müssen zu Hause bleiben.“
Da fing die Unlogik schon an. Ich meine, ich soll mit den Symptomen zu Hause bleiben – verständlich. Aber die beiden, die beinahe 24/7 mit mir Kontakt haben, aber keine Symptome zeigen, was ja bei Corona auch möglich ist, dass jemand positiv, aber symptomfrei ist, dürfen weiter raus? Ah ja… klar… logisch…
Inkompetenz beim Gesundheitsamt
Meine Einsatztage wurden also gecancelt, weil ich in Quarantäne war. Die Entscheidung war in meinen Augen richtig und wichtig, immerhin arbeite ich als Sales Promoterin tagtäglich mit hunderten Menschen zusammen, habe Kontakt auf dem Weg zur Arbeit, auf der Arbeit und auf dem Nachhauseweg. Ich wartete also auf den Anruf vom Gesundheitsbeauftragten, der mit mir alle weiteren Schritte besprechen würde, und auf meinen Schein für die Arbeit. Die Tage vergingen… mein Chef fragte, was denn nun sei… ich wurde immer nervöser…
Nach ein paar Tagen rief ich nochmal beim Gesundheitsamt an, um zu erfragen, wie denn nun der Stand der Dinge sei… ohne Erfolg. Der Mitarbeiter konnte mir nicht sagen, ob was auf dem Weg sei, aber versicherte mir, wenn ich das so mit der Mitarbeiterin besprochen hätte, dann würde ich das auch bekommen. Nur noch etwas Geduld, hier seien grad alle ziemlich überfordert… na gut, ok, ich warte.
Die Quarantänezeit mit Kind
Die Tage vergingen nach und nach, aber sie kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Es ist das Eine, wenn man sich um sich selbst kümmern und irgendwie in der Isolation beschäftigen muss.
Ich kann mich gut beschäftigen, lesen, arbeiten, fernsehen, baden, daddeln usw., sporadischer Kontakt über Telegram und Whatsapp, ein paar Blicke in die Außenwelt durch Facebook und Instagram…
Das Andere war der Umstand, dass mein Mann und ich zwar zusammen, aber getrennt voneinander leben. Wir teilen also die Tage mit unserem Kind auf. Das hieß also, an seinen Tagen war er mit dem Kleinen unterwegs, traf Freunde und Familie, aber wenn ich den Tag mit meinem Sohn hatte, war es einfach schrecklich für ihn.
Natürlich spielten wir viel zusammen, vor allem jede Menge Brett- und Kartenspiele: Quacksalber*, Dominion, Monopoly, Dame, Catan; auch der Fernseher und die Switch* Konsole waren eine willkommene Abwechslung, aber irgendwann verliert das auch seinen Reiz. Es gab kein Rausgehen, keine Familie und Freunde, die man treffen konnte, weil sie sich nicht anstecken wollten, d.h. ich konnte Oliver auch nicht mal rüber oder raus zu seinen Freunden schicken. DAS! war das Schlimmste überhaupt für mich. Mein Mann war weg, und ja, das fand ich scheiße von ihm. Konnte ich aber schwer verhindern, nicht wahr? Auch, wenn ich etwas brauchte und meinen Mann darum bat, mal was einzukaufen, musste ich darauf warten, dass er Zeit dafür fand… oder überhaupt Lust hatte. Abhängig zu sein, kann ich schwer ertragen.
Gefährlich wurde es sogar, als ich überhaupt nicht mitbekam, als unsere Weihnachtspyramide Feuer fing – ich konnte ja nichts riechen, hörte es nur seltsam knistern und konnte dann schnell reagieren. Oder ein anderes Mal, als ich gerade Essen zubereitete, der Postbote klingelte und ich vergaß, dass ja noch das Essen auf dem Herd stand. Völlig abgelenkt, spielte ich dann mit meinem Sohn und fuhr plötzlich total erschrocken hoch, als mir einfiel, dass ich ja noch Essen da zu stehen hatte, das nun schön angekokelt war.
Nach diesen zwei Vorfällen hatte ich die Faxen echt dicke. Meine Frustration hatte ihren Höhepunkt erreicht, ich hatte auch kein Vertrauen mehr, dass sich ein Gesundheitsbeauftragter bei mir melden oder ich einen Schriebs vom Amt bekommen würde.
Ich war es auch ehrlich gesagt Leid, meinen Arbeitgeber zu vertrösten, dass ich über die heiß ersehnten Weihnachtstage nicht arbeiten gehen könne und der Quarantäneschein auf dem Weg sei, aber das Gesundheitsamt sich einfach nicht meldet… Gerade das Weihnachtsgeschäft ging mir durch die Lappen und ich hatte keine Gewissheit, ob ich überhaupt Corona hatte oder nicht.
Also entschied ich mich, bei einer Praxis, die sich bereit erklärt hatte, die Leute auf Corona zu testen, vorbeizuschauen, um mich testen zu lassen. Schon am Telefon nahm man an, dass ich mit DEN Symptomen definitiv Corona haben werde, ob ich denn wirklich vorbeikommen möchte… Ja, na klar, ich brauch was Schwarz auf Weiß für meinen Arbeitgeber, auf das Gesundheitsamt ist ja kein Verlass, wie ich gesehen habe. Ja, können wir verstehen, dann sehen wir uns gleich.
Unterschiedliche Testverfahren
Ab ins Auto und auf zur Arztpraxis. Kurz warten, in der Zeit eine wütende Mail ans Gesundheitsamt mit Fristsetzung schreiben und dann rein zur Ärztin. Sie wurschtelte nur ein wenig mit einem Stäbchen in meinem Mund herum – das war’s. Von meiner Schwester, die Erzieherin ist, kannte ich das GANZ anders. Da wird einem das Stäbchen entweder tief in die Nase oder in den Rachen geschoben und ordentlich drin rumgestochert… Dass sich bei dem leichten Herumgewische überhaupt etwas nachweisen lassen soll, bezweifelte ich… aber die Frau vor mir war ja die Ärztin, die wird schon wissen, wie’s geht.
Mit meinem Problem, dass ich immer noch keine Quarantänebescheinigung bekommen hatte, konnte mir die Praxis aber auch nicht helfen, vor allem nicht rückwirkend. Ich müsse da einfach mit mehr Nachdruck beim Gesundheitsamt auftreten, sie können mich maximal krank schreiben. Ich bekam einen Schein mit einem QR Code zum Einscannen, zusammen mit einem Infoblatt, und fuhr damit wieder nach Hause.
Testergebnis positiv – aber wie weiter verfahren wird, da ist man sich uneinig
Mehrmals täglich scannte ich den Code auf Bioscientia. Eigentlich müsste das Testergebnis spätestens am nächsten Tag zu sehen sein, erzählten mir ein paar Freunde, die auch schon den Test hatten machen lassen. Mein Ergebnis bekam ich allerdings erst nach drei Tagen. Am Montag, daran erinnere ich mich noch sehr gut. Da rief nämlich die Ärztin, die mich getestet hatte an. „Sie wissen bestimmt schon, dass Ihr Testergebnis positiv ist?“, fragte sie rhetorisch. „Ja, ich hab hier das Ergebnis auf Bioscientia gesehen. Wie geht’s denn jetzt weiter?“ Sie stellte mir ein paar Fragen, wann die Symptome auftraten, und meinte, ich könne, wenn ich keine weiteren Symptome wie Fieber oder Gliederschmerzen entwickeln würde, wieder am Freitag arbeiten gehen. Alles klar. Die Inkubationszeit von 2 Wochen ist bis dahin vergangen, dann ist ja alles klar.
Doch dann rief das Gesundheitsamt an… und meinte, mit einem positiven Testergebnis dürfe ich gar nicht raus, ich solle weiter in Quarantäne bleiben, und Mann und Sohn ebenfalls. Also auch hier wieder zwei unterschiedliche Ansichten, einmal von einer Ärztin und einmal vom Gesundheitsamt.
Wem soll ich denn vertrauen, auf wen soll ich hören, wenn jeder von beiden eigentlich (!) kompetent genug sein sollte, solch eine Entscheidung – Quarantäne oder nicht – zu treffen? Das Gesundheitsamt war jedenfalls sichtlich irritiert von der Entscheidung der Ärztin, wollte von mir noch ihre Daten wissen, um sich mit ihr in Verbindung zu setzen, das gehe ja gar nicht…
Es ging noch etwas hin und her mit den Telefonaten, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, in welcher Reihenfolge… ich war jedenfalls dann noch die drei Tage in Quarantäne und ging am Freitag arbeiten… und dann kam ja auch schon wieder der Lockdown. Den Quarantäneschein bekam ich dann auch endlich, zusammen mit einer Entschuldigung vom Gesundheitsamt, dass da irgendwas schief gelaufen sei, es gab von meinem ersten Anruf überhaupt keine Telefonnotiz, ganz seltsam…
Mein Fazit? Enttäuschend!
Alles in allem war ich ziemlich enttäuscht und auch schockiert, wie hier verfahren wurde. Angefangen bei dieser Mitarbeiterin vom Gesundheitsamt, die es nicht schaffte, mein Anliegen weiterzugeben, sodass alles Weitere seinen gewohnten Weg nehmen konnte und so ein krasses Chaos entstehen ließ. Ich bin schockiert und extrem irritiert, dass die eine meinte, meine zwei Männer können raus, weil kein Testergebnis vorliegt, ich aber in Quarantäne gehen soll, während ich später erfahre, dass auch die zwei hätten zu Hause bleiben müssen, sobald ein Verdachtsfall auftritt, denn darum geht es doch schließlich, nicht wahr? Sobald man den Verdacht hat, Corona zu haben, muss man zu Hause bleiben, um die Menschen um sich zu schützen…?! Ziemlich verwirrend…
Dazu die Abhängigkeit und Isolation, einerseits für mich, aber das war eher nebensächlich für mich, fand ich es am Schlimmsten mitzuerleben, wie sich mein Kind zu Hause langweilte und nach seinen Freunden sehnte. Das hat mich extrem getriggert. Ich warf mir vor, nicht genug zu sein, keine gute Mutter zu sein… Dabei muss ich mir doch gar nicht vorwerfen, krank und in Quarantäne gesteckt worden zu sein. Ich muss mir auch nicht vorwerfen, mal nein zu sagen, wenn ich keine Lust darauf hatte, Autos mit meinem Sohn zu spielen, weil ich es nach den Tagen einfach satt hatte.
Im Großen und Ganzen ertrug ich es einfach nicht, mein Kind an den Tagen, an denen ich auf es aufpassen musste, so isoliert zu sehen, getrennt von seinen Freunden, ohne die Möglichkeit, rausgehen zu können, weil sich natürlich keiner mit ihm treffen wollte, aus Angst, selber angesteckt zu werden.
Das war also mein Erlebnis mit Corona. Muss ich nicht nochmal haben. Wirklich nicht.
Wie war eure Quarantänezeit mit Kind? War das bei euch auch so eine Odyssee mit dem Amt? Wie habt ihr eure Kinder beschäftigt? Wie habt ihr für euch gesorgt? Erzählt mal und lasst uns darüber austauschen und gegenseitig inspirieren, die Zeiten des Lockdowns und der Isolation während der Quarantäne besser zu überstehen.