Da war ich den Tag zuvor mit meinem Kleinen völlig sorglos zu Besuch bei der Familie und in der Nacht ging es plötzlich los.
Erst später fand ich heraus, dass ich eine Brustentzündung hatte.
Wie ihr eine Brustentzündung erkennen, behandeln oder gar vorbeugen könnt, lest ihr in diesem Beitrag.
Was tun bei Milchstau und Brustentzündung (Mastitis)?
Mitten in der Nacht wache ich mit Schmerzen in der Brust auf. Mein Sohn liegt neben mir im Bett und schläft friedlich weiter.
„Was ist denn jetzt los?!“, frage ich mich innerlich. Meine rechte Brust ist steinhart! „Ach so, dann hat der Kleine wieder nur die ganze Zeit aus der linken Brust getrunken.“, denke ich mir. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass er die linke Brust der rechten vorzieht und ich dann zusehen muss, wie ich meine Brust wieder entleere.
Irgendetwas stimmt nicht
Auf einmal bin ich hellwach, was mir mitten in der Nacht nie passiert, es sei denn, der Kleine wacht unmittelbar darauf ebenfalls auf und irgendetwas Seltsames ist im Gange. Dass er sich beispielsweise übergeben muss oder dergleichen. Ich bereite mich also innerlich darauf vor, dass mein Sohn gleich die Nacht zum Tag machen wird. Doch er schläft einfach weiter. Und ich liege da im Bett, mit weit aufgerissenen Augen. Na toll!
Mir wird allmählich kalt. Ja, ist ja klar, ich bin ja auch nicht zugedeckt. Also ab unter die warme Decke. Doch die reicht plötzlich nicht mehr aus. Urplötzlich schüttelt es mich vor Kälte durch. Gleichzeitig ist mein Kopf glühend heiß. Mein Sohn, der ab und zu mal andockt, um zu trinken, wird von meinen Schüttelattacken etwas unruhig, aber er wacht trotzdem nicht auf.
Ich kann nicht mehr einschlafen. Meine Brust tut höllisch weh. Ich schleiche mich ins Bad, in der Hoffnung, ein wenig Milch abstreichen zu können, denn das bisschen Nuckeln von meinem Sohn brachte keinerlei Erholung. Ich war ja noch nie gut im Milch ausstreichen. Wahrscheinlich habe ich einfach nicht die richtige Technik drauf. Auch jetzt schaffe ich es gerade mal, unter tierischen Schmerzen ein paar Milchtropfen auszustreichen. So doll darf das aber nicht weh tun, das habe ich doch schon so oft gehört und gelesen. Dann lasse ich das mal lieber und hoffe, dass der Kleine noch etwas Milch trinkt. Prompt vermisst mich der Kleine neben sich im Bett und ruft nach mir. Auf geht’s!
Doch leider wird und wird es nicht besser, sondern eher schlimmer. Meine Brust ist zwar durch das Stillen minimal weicher geworden, aber es tat echt weh! Die Brust ist kochend heiß! Ich kann sie nur unter Schmerzen leicht berühren. Jetzt fangen auch noch meine Glieder zu schmerzen an. WAS! IST! HIER! LOS?
Retter in der Not
Hätte ich in diesem Moment niemanden zur Stelle gehabt, der mir hilft, ich wäre zu Grunde gegangen, fürchte ich.
Ich war so platt, so erschöpft, es schüttelte mich in einer Tour, ich hatte furchtbare Schmerzen, das Stillen tat weh, zum Ende wurde mir dann noch speiübel. Ich wollte nicht aufstehen. Mein Körper sagte mir, ich muss jetzt liegen bleiben und ausruhen. Nur ist das schwer in die Tat umzusetzen, wenn dein Kleiner um 6 Uhr wach wird, deine Hände greift und mit dir durch die Wohnung laufen will.
Glück im Unglück, denn es war Sonntag und der Papa war zu Hause und musste nicht zur Arbeit. Er würde den ganzen Tag da sein und mich entlasten können. Ich war so unendlich froh über diesen Zustand!
Wir kuschelten also erst einmal zu Dritt im Bett und mein Schüttelfrost verabschiedete sich langsam. Aber ich war hundemüde! Während ich also im Bett mit einer Spuckschüssel lag (für den Fall, dass ich es nicht rechtzeitig ins Bad schaffen würde) und mich versuchte auszuruhen, wanderten der Papa und der Kleine durch die Bude, saugten Staub (ja, der Lärm war nicht wirklich hilfreich, aber immerhin wussten sich die Männer zu beschäftigen), lasen Bücher usw.
Aber wie das so ist, kann das natürlich nicht ewig gut gehen. Der Kleine lief immer wieder ins Schlafzimmer, krabbelte aufs Bett, wollte, dass ICH das Buch lese – nicht der Papa! Dann wollte er gestillt werden (kein Problem, denn das klappt ja prima im Liegen), dann krabbelte er über mich drüber und traf dabei natürlich immer genau die schmerzempfindliche Brust. Als er dann auf meinem Bauch saß und mir aus heiterem Himmel eine Ohrfeige gab, dachte ich mir so:“Okay, schlimmer kann es nicht mehr werden. Zeit, diesen Tag hinter mich zu bringen.“.
Vielleicht nur was Falsches gegessen?
Während wir also Hand in Hand im Garten spazierten und ich das Tageslicht und die frische Luft einatmete, ging es allmählich wieder aufwärts. Ich war zwar immer noch ganz schön erschöpft, aber mit Kind MUSS man ja irgendwie funktionieren. Und im Nachhinein denke ich mir, war es auch ganz gut, dass ich aus dem Bett geholt wurde und so langsam in die Gänge kam. Mein Kopf dröhnte trotzdem. Doof, dass man nicht mal schnell eine Pille gegen die Schmerzen einwerfen kann, wenn man noch stillt. Pech gehabt. Dann eben ohne.
Als aber mein Magen vor Hunger zu schmerzen begann, wusste ich schon, dass es besser werden würde. Wenn es einem wirklich elend ist und dann der Moment kommt, in dem man wieder Appetit kriegt, ist das bei mir immer das Zeichen von Genesung. Der Körper braucht wieder Energie! Also wird jetzt erst einmal gefrühstückt!
Als wir dann ganz gemütlich am Frühstückstisch saßen und ich es schaffte, ein kleines Stück Pfirsich zu essen, ohne, dass es mir gleich wieder hochkam, hatte ich erst die Vermutung, dass ich vielleicht am Tag zuvor einfach etwas Falsches gegessen hatte. Wer weiß, was das war.
Verräterisches Zeichen
Erst, als ich mir im Bad bei einem erneuten Versuch, Milch auszustreichen, meine glühende Brust etwas genauer ansah, sah ich es, das verräterische Zeichen, das ich schon so oft im Internet gesehen hatte. Meine Brust war an einer großflächigen Stelle gerötet (neben steinhart, heiß und extrem schmerzempfindlich). Hatte ich eine Brustentzündung? Einen Milchstau? Ist das eigentlich dasselbe? So genau hatte ich mich noch nie mit diesem Thema beschäftigt, da ich zuvor ja nie so etwas hatte.
Erst, als ich meiner Schwägerin beim Treffen am selbigen Tag von meinen Symptomen berichtete, wurde sie hellhörig und tippte gleich auf Mastitis. Sie empfahl mir Vitamin C, viel Wasser, aber vor allem so viel Ruhe wie möglich. Für die ersten beiden Sachen konnte ich garantieren. Doch ob ich es die nächsten Tage schaffen würde, zur Ruhe zu kommen, wenn der Papa wieder arbeiten gehen und ich allein mit dem Kleinen sein würde?
Während also alle bereits in den Betten liegen, sitze ich mit einer fetten Wasserflasche und Saft bewaffnet am Computer, informiere mich über Milchstaus und Brustentzündungen und wie sie alle heißen, und habe zumindest einen Teil des mir nahegelegten Rates erfüllt. Zur Ruhe kommt ja jeder auf unterschiedliche Weise…
Milchstau? Brustentzündung? Mastitis? Was ist das?
Also erst einmal auf Anfang: Was ist ein Milchstau? Was ist eine Brustentzündung? Was bedeutet Mastitis? Ist es ein- und dasselbe? Oder gibt es Unterschiede? Fragen über Fragen…
Auf den Seiten von stillkinder.de, der La Leche Liga und ähnlichen dröselte ich mir so allmählich ein Bild zusammen. Das Wort „Milchstau“ sagt einem ja schon einiges, nämlich, dass sich Milch gestaut hat. Passieren kann das, wenn die Milchgänge nicht richtig entleert wurden. Zu den Ursachen komme ich später.
Aus einem Milchstau kann, muss aber nicht zwangsläufig, eine Brustentzündung (medizinisch: Mastitis) folgen. Brustentzündungen können auch ohne vorherigen Milchstau auftreten. Mastitis und Milchstau unterscheiden sich in ihren Symptomen voneinander.
Symptome
Ein Milchstau äußert sich in Symptomen wie Druckempfindlichkeit, schmerzenden Schwellungen, Rötungen und dass sich die Brust warm oder heiß anfühlt.
Bei einer Brustentzündung/Mastitis kommen zusätzlich noch Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen in den Gliedern, Abgeschlagenheit und Müdigkeit hinzu. Man könnte meinen, man habe die Grippe. Wichtiges Merkmal ist hier aber die Brust. Wie bereits oben beschrieben ist die Brust gerötet, schmerzt bei Berührung, Druck und beim Stillen, und fühlt sich warm bis heiß an.
Behandlung
Es kann nicht schaden, seine Hebamme anzurufen und um einen Besuch zu bitten. Gerade, wenn im Wochenbett noch alles ganz neu ist und man 1000 Fragen hat.
Stillen/Abpumpen/Ausstreichen
Die gestaute Milch muss raus – ganz klar! Was mir am Besten geholfen hatte, und was auch empfohlen wird, war Stillen. Es tut zwar weh, aber ich merkte nach mehrmaligem Anlegen, dass meine Brust weicher wurde und weniger schmerzte. Als ich sie nach 12 Stunden berührte, fühlte sie sich zwar noch etwas hart an der geröteten Stelle an, aber es tat weniger weh. Nach 1 Tag war die gerötete Stelle verschwunden, aber noch verhärtet. Um die gestauten Milchgänge freizubekommen, hilft es, das Kind beim Stillen so anzulegen, dass sein Unterkiefer zur betroffenen Stelle zeigt. Dadurch wird der Milchstau am effektivsten gelöst. Nach gut 3 Tagen war meine Brust wieder weich und alles vorüber.
Es kann aber auch leider sein, dass euer Kind genau aus der gestauten Brust nicht trinken will, weil sie zu prall ist etc. Dann müsst ihr selber ran und versuchen, die Milch entweder abzupumpen oder mit der Hand auszustreichen. Hilfreich ist sowohl vor dem Stillen als auch dem Entleeren der Brust mit der Hand, die Brust vorher anzuwärmen, um den Milchfluss zu vereinfachen. Das könnt ihr beispielsweise mit einem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche ganz gut erreichen.
Kühlen
Mir hat es nichts ausgemacht, mit gekühltem Quark beschmiert durch die Wohnung zu laufen. Wer nicht auf diese Schweinerei steht, dem empfiehlt stillkinder.de auch gekühlte Weißkohlblätter, die von einem Nudelholz durchgewalkt und im BH getragen wurden. Probiert aus, was euch am angenehmsten ist. Hauptsache, ihr verschafft euch durch Kühlung etwas Erholung. Sinn der Kühlung ist es, die Milchproduktion zu hemmen, damit sich die Brust erholen kann. Es empfiehlt sich also, erst nach dem Stillen/Abpumpen/Ausstreichen zu kühlen.
Entspannung
Bettruhe wird ebenfalls empfohlen und das kann ich nur bestätigen, wenn ich daran denke, wie geplättet ich im Bett lag und zu nichts zu gebrauchen war. Aber das braucht der Körper dann auch einfach. Man muss ja nicht einschlafen – das konnte ich bei den Schmerzen gar nicht. Selbst, wenn man sich nur hinlegt und ausruht, bewirkt das schon eine ganze Menge, wie ich festgestellt habe. Wenn das Kind also Mittagsschlaf hält, dann einfach dazulegen, oder ausruhen, wann immer sich die Möglichkeit bietet. Holt euch jemanden, der euch im Haushalt, beim Kochen und bei der Betreuung eures Kindes helfen kann.
Massage
Angenehm fand ich auch, die betroffene Brust zu massieren. Dabei half mir am besten die Vorstellung, meine Brust bestünde aus kleinen Kugeln, die ich in einer Hand halte und nun hin- und herbewege. Ich muss allerdings zugeben, dass ich es nicht oft gemacht habe. Am effektivsten war bei mir das Stillen.
Knoblauch
Manche schwören in solchen Momenten auf das Verzehren einiger roher Zehen Knoblauch täglich. Knoblauch ist das Antibiotikum der Natur und wirkt sich auch nicht auf das Stillen aus.
Echinacea
Echinacea ist ein Heilkraut und wirkt immunstimulierend. Es ist auf jeden Fall einen Versuch Wert, bevor man zum Antibiotikum greift.
Was noch helfen kann
Was mir empfohlen wurde und meiner Meinung auch mit dazu beigetragen hat, dass meine Mastitis so schnell wieder weg war: Vitamin C . Im Internet habe ich auch einige Foren gefunden, in denen Hebammen Vitamin C empfohlen haben.
Weiterhin habe ich jetzt immer eine große Flasche Wasser im Bett liegen, damit ich jederzeit zum Trinken komme. Nachts wache ich meist völlig vertrocknet auf und schlafe trotzdem weiter, weil ich zu faul bin, aufzustehen und mir etwas zu Trinken zu holen. Das war keine gute Idee, muss ich gestehen. Jetzt mache ich es besser! Noch eine Mastitis brauche ich nicht.
Lecithin/Lezithin
In einigen Foren wird die Einnahme von Lecithin/Lezithin als hilfreich angesehen, soll jedoch eher vorbeugend wirken, wenn man sehr oft an Milchstaus leidet.
Ursache
Und warum habe ich nach knapp 1,5 Jahren plötzlich eine Mastitis bekommen? Das tritt doch meist eher im Wochenbett auf?
Ich weiß nicht, was genau bei mir der Auslöser des Milchstaus und der darauf folgenden Mastitis war. Es war nicht stressiger als sonst, aber vielleicht war die Einschulung meines Neffen und die darauf folgende Feier mitsamt der Familie im Garten doch etwas zu viel und wirkte sich auf den Milchfluss aus.
Es kann auch daran gelegen haben, dass ich die ganze Zeit unter meinen Klamotten einen geliehenen Bikini trug, weil ich gedacht hatte, es würde eine Wasserschlacht im Planschbecken geben. Die gab es aber nicht, und deshalb lief ich die ganze Zeit in dem Ding herum. Eventuell hatte der Bikini nicht die richtige Größe und lag ungünstig an.
Neben Stress, der daraus resultierenden Auswirkung auf den Milchfluss, dem Tragen eines falschen (Still-)BH’s oder Bikinis kann auch Folgendes Ursache für einen Milchstau oder eine Brustentzündung/Mastitis sein:
- eine ungünstige oder falsche Stillposition
- ein veränderter Stillrhythmus (z.B. wenn das Kind länger schläft und nicht gestillt wird)
- obwohl das Kind viel und gut trinkt, ist die Brust ständig prall; das kann daran liegen, dass zu viel Milch produziert wird
Wichtig ist vor allem: Sollten sich die Symptome nicht innerhalb von 24, spätestens 48 Stunden bessern oder gar verschlechtern, muss ein Arzt aufgesucht werden.
Abschließend kann ich noch sagen: Wer die Ursachen kennt, kann auch entsprechend vorbeugen. Das bedeutet: Auf die richtige Stillposition achten, das Kind nach Bedarf stillen, einen passenden (Still-)BH tragen, so gut es geht Stress vermeiden.
Ich hoffe, ich konnte euch einen schnellen ersten Überblick zu diesem schmerzhaften Thema geben. Alles Gute euch und hoffentlich seid ihr auch schnell wieder auf den Beinen!